Sport und Körper



Auftakt zum Stuttgarter Turnfest (Juli 1933)

Die Turnerschaft in Legionen rüstet!
Nach Kampf in allen Regionen lüstet
Es sie und treibt zur Hauptstadt Schwabens her
Zweihunderttausend! Uff, wir haben's schwer!
Den Turnfestbauten grüner Rasen weicht:
Ob für die Massen wohl der Wasen reicht?
Wird's regnen, oder droht dem Feste Blut?
Nur Tage noch, dann naht der Gäste Flut! -
Zum Staunen uns die starken Recken zwingen,
Die überall zu hohen Zwecken ringen:
Athleten schleudern auf dem Wasen Speere,
Mit denen ernstfalls nicht zu spassen wäre!
Die Schwünge, Kehren und bizarren Beugen
Vom Fleiß der Turner dort am Barren zeugen.
Dem Atem raubt uns, wie in flotten Riegen
Am Reck der Turner kühne Rotten fliegen.
Besonders wird man stets die Läufer ehren,
Die uns des Sprintens edlen Eifer lehren:
Sie ducken sich gespannt und warten still,
Bis der Pistolenmann sie starten will,
Dan schnellen sie empor, die Raschen, und
Durchrasen wie gejagt das Aschenrund.
Das Publikum mit Schrei'n und Johlen hetzt,
Denn einer muss den Sieg sich holen jetzt.
Die Kicker rennen nach dem einen Balle
Mit ihren vierundvierzig Beinen alle.
Der Stabhochspringer spring - i wo, er fliegt!
Mir scheint, so wenig wie ein Floh er wiegt.
(Doch sagt mir, was den Mann am langen Stocke
Hoch oben über dünne Stangen locke!)
Im Freibad drüben sucht der Schwimmer Ehr':
Ein Sieg beim Turnfest - das wiegt immer schwer!
Gibt nicht sein Letztes her solch nasser Wicht,
Als Sieger steigt er aus dem Wasser nicht. -
Doch ist zu Ende all das Siegen, Ringen,
Dann wird das Fest ein großes Riegensingen
Und eines Massenturnens Pracht beschließen,
Auch wird der Sieger jeder Schlacht gepriesen:
Den Eichenkranz wird er zum Lohne kriegen,
Auf seinem Haupt wird er als Krone liegen.
Note 3,02
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