Geschichte
Arion
In längstvergang'nen Glückes sel'gen Zeiten,
Als noch auf Erden dunkle Schleier lagen,
Hört' man Arion auf unzähl'gen Saiten
Sehr kunstvoll seine goldne Leier schlagen.
Wie hoch stand über all den kleinen Stümpern
Der lesens-, druckens-, ja verlegenswerte!
Hört' man ihn doch vor toten Steinen klimpern,
Die er die Kunst des Sichbewegens lehrte.
Die Leier hatt' in seinen Händen Leben,
Doch, da zu Haus er nichts zu lernen fand,
Tat nach Tarent er seine Lenden heben
Und gern empfing man ihn in fernen Land.
Man überreicht' ihm viele holde Gaben
Zum Lohn für seines Munds Sirenensang;
Doch, konnt' er noch so viel von Golde haben,
Nach seiner Heimat stets sein Sehnen rang.
Drum, als einstmalen in der Brandungslücke
Ein stolzes Schiff er sah geschäftig halten,
Stieg schnell hinauf er von der Landungsbrücke,
Trotzdem ihn seine Freunde heftig schalten.
An Bord sah staunend er, legendenhaft,
Die bärt'gen Schiffer sich am Knaster laben,
Doch bald das Volk nach seinen Händen gafft,
Der Ringe Gold verlockt die Lasterknaben.
Als sie nun aus dem Hafen reisten munter,
Von Passagieren sie 'ne Menge hatten,
Doch stiegen unterwegs die meisten 'runter
Und hinterließen leere Hängematten.
Erfreut das Schiffsvolk nun auf Wege sann,
Arion zu befrei'n von seinen Schätzen,
Und als das Schiff die hohe See gewann,
Sah man den Plan sie ins Erscheinen setzen.
Man hört sie heftig mit dem Sänger streiten,
Und der, als echter Geistesheld ergeben,
Unkundig auch des Tones strenger Saiten;
Läßt ohne weit'res sie sein Geld erheben.
Zuerst zwar nur an seinen Warenschätzen
Die freveln Schiffer sich voll Beute laden,
Doch ihre Klingen bald die Scharen wetzen,
Im Blute wollen sich die Leute baden.
Arion wollen sie mit Tosen haschen,
Es blitzen helle schon der Wilden Messer,
Doch er, die Hände in den Hosentaschen,
Starrt feuchten Auges in die milden Wässer.
Und seine Lippen Wehmutstriebe lösten,
Und sein Gesang tönt'süß wie Honigseim:
"Wer wird die Mutter mir, die liebe,trösten,
"Sie grämt sich scheußlich,kehrt ihr Sohn nicht heim.
"Dazu verhalf mir nun das weise Sparen,
"So jung schon meinen Schwanensang zu leimen,
"Ich nahm mir mit für Wochen Speisewaren
"Und soll nun sterben, ohne lang zu säumen."
Und siehe, als des Liebes Stimmen schwiegen,
Sieht er im Meer sich Fische länglich bauschen:
Delphine sind's, die auf im Schwimmen stiegen
Und seinem Trauersange bänglich lauschen.
Voll Freuden sieht's der Sängergilde Meister
Und jauchzet ob der neuen Wendung Segen
Und preiset laut der Götter milde Geister
Um dieser hochwillkomm'nen Sendung wegen.
Doch Wutgeheule tat sein Baß erwecken,
Ein Schiffer, schadenfroh und rachesüchtig,
Rief: "Werft ihn rasch hinein ins Wasserbecken!
"Ein kräft'ger Tritt, und macht die Sache richtig!
"Oft tat er aus der Ruh' die Schläfer singen,
"Drum rasch den Burschen über Bord gekullert;
"Ihn soll sogleich die wilde See verschlingen,
"Noch eh er seinen Schlussakkord gebullert!"
Die Hände nach ihm aus das Rudel streckte,
Hoch flog der Sänger durch die graue Luft,
Den Hals er ängstlich aus dem Strudel reckte
Und sank dann tiefer in die laue Gruft. -
Des Schiffes Segel munt're Winde schwellen,
Schon ist es in der Ferne kaum zu schau'n,
Pfeilschnell entführen es geschwinde Wellen.
Arion scheint verzweifelt Schaum zu kau'n.
Und klagend seiner Stimme Hauch erhebt:
"Soll ich denn sterben in so krasser Weise?"
Und aus den Wellen seinen Bauch er hebt
Und schaut sich nun im weiten Wasserkreise.
"Ha!", ruft er, Freude im Gesicht, "gelungen!
"Ich muss nicht länger mit der Brandung ringen,
"Delphine, die ich an das Licht gesungen,
"Ihr müßt mich an das Meers Umrandung bringen."
Und siehe, schon setzt er im Reiterschweife,
Wie mancher wohl auf feur'gem Rosse pfleget,
Auf einem Fisch ins Werk die Weiterreise,
Der ganz gewaltig seine Flosse reget. -
Und er noch kurz vorher so rauh gebettet,
Er
Als noch auf Erden dunkle Schleier lagen,
Hört' man Arion auf unzähl'gen Saiten
Sehr kunstvoll seine goldne Leier schlagen.
Wie hoch stand über all den kleinen Stümpern
Der lesens-, druckens-, ja verlegenswerte!
Hört' man ihn doch vor toten Steinen klimpern,
Die er die Kunst des Sichbewegens lehrte.
Die Leier hatt' in seinen Händen Leben,
Doch, da zu Haus er nichts zu lernen fand,
Tat nach Tarent er seine Lenden heben
Und gern empfing man ihn in fernen Land.
Man überreicht' ihm viele holde Gaben
Zum Lohn für seines Munds Sirenensang;
Doch, konnt' er noch so viel von Golde haben,
Nach seiner Heimat stets sein Sehnen rang.
Drum, als einstmalen in der Brandungslücke
Ein stolzes Schiff er sah geschäftig halten,
Stieg schnell hinauf er von der Landungsbrücke,
Trotzdem ihn seine Freunde heftig schalten.
An Bord sah staunend er, legendenhaft,
Die bärt'gen Schiffer sich am Knaster laben,
Doch bald das Volk nach seinen Händen gafft,
Der Ringe Gold verlockt die Lasterknaben.
Als sie nun aus dem Hafen reisten munter,
Von Passagieren sie 'ne Menge hatten,
Doch stiegen unterwegs die meisten 'runter
Und hinterließen leere Hängematten.
Erfreut das Schiffsvolk nun auf Wege sann,
Arion zu befrei'n von seinen Schätzen,
Und als das Schiff die hohe See gewann,
Sah man den Plan sie ins Erscheinen setzen.
Man hört sie heftig mit dem Sänger streiten,
Und der, als echter Geistesheld ergeben,
Unkundig auch des Tones strenger Saiten;
Läßt ohne weit'res sie sein Geld erheben.
Zuerst zwar nur an seinen Warenschätzen
Die freveln Schiffer sich voll Beute laden,
Doch ihre Klingen bald die Scharen wetzen,
Im Blute wollen sich die Leute baden.
Arion wollen sie mit Tosen haschen,
Es blitzen helle schon der Wilden Messer,
Doch er, die Hände in den Hosentaschen,
Starrt feuchten Auges in die milden Wässer.
Und seine Lippen Wehmutstriebe lösten,
Und sein Gesang tönt'süß wie Honigseim:
"Wer wird die Mutter mir, die liebe,trösten,
"Sie grämt sich scheußlich,kehrt ihr Sohn nicht heim.
"Dazu verhalf mir nun das weise Sparen,
"So jung schon meinen Schwanensang zu leimen,
"Ich nahm mir mit für Wochen Speisewaren
"Und soll nun sterben, ohne lang zu säumen."
Und siehe, als des Liebes Stimmen schwiegen,
Sieht er im Meer sich Fische länglich bauschen:
Delphine sind's, die auf im Schwimmen stiegen
Und seinem Trauersange bänglich lauschen.
Voll Freuden sieht's der Sängergilde Meister
Und jauchzet ob der neuen Wendung Segen
Und preiset laut der Götter milde Geister
Um dieser hochwillkomm'nen Sendung wegen.
Doch Wutgeheule tat sein Baß erwecken,
Ein Schiffer, schadenfroh und rachesüchtig,
Rief: "Werft ihn rasch hinein ins Wasserbecken!
"Ein kräft'ger Tritt, und macht die Sache richtig!
"Oft tat er aus der Ruh' die Schläfer singen,
"Drum rasch den Burschen über Bord gekullert;
"Ihn soll sogleich die wilde See verschlingen,
"Noch eh er seinen Schlussakkord gebullert!"
Die Hände nach ihm aus das Rudel streckte,
Hoch flog der Sänger durch die graue Luft,
Den Hals er ängstlich aus dem Strudel reckte
Und sank dann tiefer in die laue Gruft. -
Des Schiffes Segel munt're Winde schwellen,
Schon ist es in der Ferne kaum zu schau'n,
Pfeilschnell entführen es geschwinde Wellen.
Arion scheint verzweifelt Schaum zu kau'n.
Und klagend seiner Stimme Hauch erhebt:
"Soll ich denn sterben in so krasser Weise?"
Und aus den Wellen seinen Bauch er hebt
Und schaut sich nun im weiten Wasserkreise.
"Ha!", ruft er, Freude im Gesicht, "gelungen!
"Ich muss nicht länger mit der Brandung ringen,
"Delphine, die ich an das Licht gesungen,
"Ihr müßt mich an das Meers Umrandung bringen."
Und siehe, schon setzt er im Reiterschweife,
Wie mancher wohl auf feur'gem Rosse pfleget,
Auf einem Fisch ins Werk die Weiterreise,
Der ganz gewaltig seine Flosse reget. -
Und er noch kurz vorher so rauh gebettet,
Er
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Bewertungen 1616
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