Liebe, Ehe, Beziehungen, das andere Geschlecht, Familie



Eine erschreckliche Moritat vom Bäcker-Lieschen und Hans, dem Steiermärker

Jetzt gilt es, einen Schwank zu singen,
Die Zither froh zum Sang zu schwingen,
Nun herrscht des Liedes leise Macht.
Kann Hans nicht Lieschen Füßchen greifen,
Wird er ihr doch ein Grüßchen pfeifen,
Dass Nachtigall und Meise lacht!
Und müßt' er finst're Pfade wallen
Und gar auf seine Wade fallen -
Er weiß: der fahle Trauermond,
Der sah schon, wie sich Rinder küßten,
Zum Kosen sich die Kinder rüsten,
Wenn er auf dunkler Mauer thront!
Wer wird nicht nach der Liebe trachten,
Wenn heiß der Jugend Triebe lachten
Und Lieschens Stimme leise ruft?
Doch soll ich auch die Treue nennen,
Wenn zwei sich aufs neue trennen
In schmerzvoller Reiselust?
Der ahnungsvolle Bäckermeister,
Die Lippe mit Gemecker beißt er,
Und an des Ofens heiße Wand
Lehnt stumm er den Kalmückenschädel.
Voll Mitleid mit dem schicken Mädel
Geht drohend er die weiße Hand:
"Der Vater muss nun bange Sorgen
Als Schüttelreim dem Sange borgen.
Wem hat sie ihre Huld geschenkt?
Indes des Reimes Schmiede lachten
Und zärtlich bei demLiede schmachten,
Hat manche sich voll Schuld gehenkt!"
Note 3,01
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