Liebe, Ehe, Beziehungen, das andere Geschlecht, Familie



Hans und Kätchen

"Ich liebe dich gewiß nicht minder, Kätchen,
Wie der Soldat sein dralles Kindermädchen,
Ich liebt' und lieb, glaube mir, kein Mädchen
Und werde nie eins lieben wie mein Kätchen.
Nicht können solche heft'gen Triebe lügen
Nicht kann so brennend heiße Liebe trügen",
Sprach Hans im Frühling, Liebeschmerzen heuchelnd,
Und Kätchens unerfahr'nem Herzen schmeichelnd.
Doch als im Herbst der Wind die Saaten rollte
Und er sein Kätchen nun heiraten sollte,
Preist er der Freundin gleiche Triebe laut,
Und sieh, auch Gretchen seiner Liebe traut.
Und die, nicht ahnend, dass sich Kätchen gräme,
Wenn sie erführ', dass Hans zu Gretchen käme,
Schrieb ihr: "Beneid mein Glück, o meine Schwester!
Nie wird mehr eins von meinen Schweinen mager,
Denn mich liebt Hans, der gute Schweinemäster,
Bald nenn' ich seinen Bruder meinen Schwager."
Als diesen Brief das arme Weib gelesen,
Ist plötzlich kalt ihr ganzer Leib gewesen.
Die Nerven all sich ihr zu Knoten ballen,
Kopfüber tut sie gach zu Boden knallen,
Wo Schmerz und Gram ihr rasch das Leben raubten.
Eh' sich auf ihrem Grab die Reben laubten,
Tat Hans herbei die alten Triebe sehnen
Und mit den heißen Zähren sie betränen.
"O Kätchen, könntest du mir wieder leben,
Um die ich einst so heiß im Sturm geworben,
Ich würde dir die schönsten Lieder weben!"
Vor Reue ist der arme Wurm gestorben.
Note 2,94
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