Blödsinn pur



Aus Pietät zur Kuh Marie

Um nur den Schuldenlastenhaufen
Zu tilgen, muss man hasten, laufen,
Und sitzt dann da, des Sorgens matt.
Das hatt' ich eines Morgens satt:
Die Großstadt ließ ich hinter mir,
Denn Freude fand ich minder hier.-
Wer um Naturgenüsse ficht,
Verzichtet auf die Füße nicht.
So jüngst betrat ich müd' ein Tal,
Da spürt' ich Appetit einmal.
Ein Haus, 'ne grüne Bohn' im Schild,
Ich seh's und bin auch schon im Bild!
Weil ich viel für den Ort empfinde,
Kommt's, dass ich in die Pforte münde.
Wenn Hunger mal so stark quillt,
Sehr gut ihn Brot und Quark stillt.
Ich rief den Wirt und dieser lief,
Den Rumpf zur Erde ließ er tief,
Dann ging er; was ich mir gedacht,
Wird drin, dacht' ich, jetzt dir gemacht.
Er kommt, das läßt die Ahnung zu,
Es naht auch meine Atzung nu'.
Was schon im Geist ich suche da,
Gleich drauf ich auf dem Tuche sah,
Doch auf dem Quark zum Himmel schaut,
Oh weh, 'ne dicke Schimmelhaut.
Da rufe ich: "Geschwind, Herr Wirt!"
(Der eilig wie der Wind herschwirrt,)
"Das war wohl einstmals sicher frisch,
Jetzt macht' es besser frischer sich.
So hab' ich Quark noch nie verzehrt,
Wenn drin sich Ungeziefer nährt,
Wert, dass Ihr's auf den Schopf bekämt!"
-Da senkte er den Kopf beschämt,
Und sprach mit schmerzgewölbter Geste,
(Es schimmert fahl das Gelb der Weste):
"Der schlimme Fall schon lang ist her,
Der grasbewachsene Hang ist leer!
Sie hieß Marie und schaute treu,
Ach, niemals war die Traute scheu.-
Dies war der letzte weiße Liter,
Nun fließt es niemals leise wieder!
Der Schmerz befiel mich stets so jäh,
Dass noch vor'm Quark ich jetzo steh'.
Ach, seid mir nicht noch lange böse,
Damit sich meine Bange löse!" -
Den Quark bezahlt ich bar, gerührt,
Wie's Speise, die so rar, gebührt,
Doch sollt' er selbst das Mahl verzehren,
Sonst könnt' sich noch die Zahl vermehren
Der lieben kleinen Untermieter!
Da ließ der Wirt sich munter nieder
Und aß nun doch den Rest, den weißen,
(Mich ließ er fort nach Westen reisen)...
Note 2,93
Bewertungen 1268
Ihre Bewertung