Vierfache, Mehrfache, Vierzeiler, Mehrzeiler (Gedichte)



Liebeslust und -leid Ein erschütterndes Drama in den Bergen

Captatio: O Leser! Sollte dich das Schütteln kränken,
so wolle dennoch dir das kritteln schenken!
Was nützt es auch, wenn du erbittert schießt!
Gib lieber zu, dass du erschüttelt und erschüttert bist!
<i>1.Teil: Der Plan</i>
Einst war das Leben in den Bergen: Zwang!
Man war vor Riesen und vor Zwergen bang,
Es rauscht' im Wald - das Herz voll Zweifel tickte,
Man wähnte, dass uns jäh ein Teufel zwickte,
Und glaubte, wenn der Sumpf von Lichtern scheine,
Das wären Geister, und zog schüchtern Leine!
Doch heute - nimmt man warme Makko-Sachen
Und läßt sich einen Loden-Sakko machen,
Denn, seht, so wandelt sich das Denken leicht,
Dass heut uns Glück des Rodels Lenken deucht,
Und in der Brust die Luft der Götter brennt,
Wenn uns das Schicksal ein Paar Bretter gönnt.
So hat auch unser junger Mann gedacht
Und seine Pläne hat er dann gemacht:
"Wie will ich auf der Bretter Schwingen spritzen,
Und mag ich noch so sehr beim Springen schwitzen,
Ich will und muss den ersten Preis erhalten,
Um den die andern sich schon heiser prahlten.
Sie, die nur Stümper stets im Sporte waren,
Sie mögen sich die großen Worte sparen!"
Er sprach's und lange sann er dann!
Was war es, das er dann ersann?
"Langweilig ist es, einsam Schi zu fahren,
Es pflegt sich doch sogar das Vieh zu scharen.
Oft strich ich einsam durch die Weiten zwar,
Doch schöner es mit einer Zweiten war!
Hm! - dacht' er - soll ich's mal mit Liese wagen?
Ach, wenn wir Sommers auf der Wiese lagen!
Das muss ich oft in meinem Träumen schauen!
Doch Traum ist Schaum! und - kann man Schäumen trauen?
Wer weiß, ob ich bei ihr mit einer Niete lande?"
Dann frug er sie, die er gern "Liete" nannte
Und sprach zu ihr alsbald am Telefone,
So mit dem üblichen Befehle-Tone:
Dass zwar der Alltag stets ein Frontag sei,
Doch dafür sei Gottlob der Sonntag frei.
"Die Arbeit - rief er - steht mir heut bis hieher schon!
Komm mit! Wir bieten ihr auf unsern Schiern Hohn!"
Sie rief voll Freude: "Bravo! Mensch! Gelacht!
Erst wird am Morgen gründlich Lunch gemacht,
Dann gilt es über Berg und Hang zu sausen,
Um in der Hütte dann bei frohem Sang zu hausen,
Und mag es noch so schlechtes Wetter sein!
Ich stelle mich im neuen Sweater ein!"
<i>2.Teil: Die Fahrt</i>
Schon dämmerte der Sonntagmorgen sachte,
Und während er sich Wetter-Sorgen machte,
Stand sie schon da im neuen Sportgewand
Und harrte auf ein Schmeichelwort gespannt.
"Mir fehlt ein Riemchen", sprach sie, "find es, Bester,
Und wenn du's hast, so bitte bind es fester!"
Er warnte sie: "Leicht kann die Bindung reizen,
Dann wird ein Stein dich in die Ründung beizen,
Die ich bei dir sich lieblich wölben seh,
Und schmerzlich tun dir dann dieselben weh."
"Die ründung", lachte sie, "ziemt mir alleine,
Ja freilich, Jungens, gerne hättet ihr mal eine.
Uns hilft sie tief im Schnee zu weichen Lagen
Und schützt uns Mädchen vor dem Leichenwagen."
"Uff", stöhnte er, "mir macht das Steigen schwül",
Steil geht's nun aufwärts, beide schweigen still.
Der Schnee war naß und morsch, ein netter Brei,
Und Lieten waren ja die Bretter neu,
So schuf ihr auch des Windes Rasen Not,
Der färbte Wangen blau und Nasen rot,
Doch - als des Berges Höhe sonnig winkt,
Sie in den weichen Neuschnee wonnig sinkt.
Denn, weil sie oben auf der Spitze Spaß.
Er sprach: "Ich möchte nichts versieben, Liete!
Du weißt, beim Schisport ist Verlieben Sitte."
Wobei er einen Feuerblick auf Liete schoß!
Sie aber lacht nur und - schite los!
Talabwärts glitt sie jäh den Hügel flink,
Indessen er betrübt die Flügel hing.
Er band die Schier fest; beim Bücken ließ er
Dem Zorne freien Lauf: "Ich binn kein Lückenbüßer.
Mich narrst du nicht! Ich bin ein mann, der
Erst einen Kuss erobert, ha, und dann mehr!"
Er stob ihr nach, sein schnelles Gleiten schritt
Ihr bald zur Seite, die in raschem Schreiten glitt.
So landen beide vor dem Hause glatt,
Darin ihr Schiklub seine Klau
Note 2,91
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